Seneca

Nach unten

Seneca Empty Seneca

Beitrag  Gast Sa Jan 12 2019, 19:08

Einen natürlichen Respekt pflegen

Seneca - Briefe an Lucius - Nr. 107
...
Noch jeder ist dem, womit er gerechnet hatte, tapferer entgegengetreten und hat sich auch harten Schicksalsschlägen, wenn er schon im voraus auf sie eingestellt war, besser widersetzt; war er jedoch unvorbereitet, geriet er auch bei den kleinsten Kleinigkeiten in Angst und Schrecken. Wir müssen es dahin bringen, dass uns nichts überraschen kann. Und weil alles Ungewohnte schwerer zu ertragen ist, wird dies ständige Vorausdenken dazu führen, dass man keinem Unglück wie ein ahnungsloser Tor begegnet...
---
Es wird wohl keiner vor eine breite Menschenmenge an ein Rednerpult treten, ohne jegliche Vorbereitung hinsichtlich dessen, was er sagen soll. Ausgenommen derjenige hat eine breite Erfahrung darin und ist sich seiner Fähigkeiten dahingehend bewusst. Man braucht sich ja auch nicht unnötig zum Narren machen, denn es gibt derer ja bereits in der Welt genug.

Auch hat dies etwas mit Respekt und Achtung zu tun. Denn die Dinge die man respektiert und achtet, mit denen geht man auch anders um. Eine gesunde Achtung zeugt auch von gesundem Charakter. Manche Dinge kann man auch billig und leicht lernen, andere Dinge jedoch nicht, denn entweder hat man die entsprechenden Anlagen bereits dafür in sich, oder nicht.

Auf viele Dinge bereitet man sich allerdings auch vor, ohne es wirklich zu registrieren. Denn man befasst sich schlichtweg ganz natürlich damit und macht sich so seine Gedanken im Vorfeld. Allein damit ordnet man sich selbst hinsichtlich des Entsprechenden. Fehlt der natürliche Respekt, liegt dies oft auch darin, dass derjenige sich selbst falsch einschätzt oder in ein unnatürliches Verhältnis mit dem Jeweiligen in Verbindung tritt.

Ist man auf Pfaden geistiger Entwicklung unterwegs, dann ist es auch natürlich, dass auf irgend eine Art und Weise alles beantwortet und aufgezeigt wird. Andernfalls wäre man auch nicht bei den Dingen an sich selbst, und demzufolge wäre es auch nicht mehr geistiger Natur zuzuordnen. Denn nur weil man sich selber so und so sieht oder die Dinge für sich so zuordnet, heißt es nicht, dass sie auf der anderen Seite ebenso gesehen und angenommen werden. Und somit hat man andere, oder Dinge, oder die Sache selbst damit und dadurch verfehlt.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Was einem jeden Innewohnt

Beitrag  Gast So Jan 27 2019, 23:18

Seneca Briefe an Lucilius Nr. 41

Gott ist dir nahe, er ist mit dir, er ist in dir. Ich behaupte, mein Lucilius: In uns wohnt ein heiliger Geist, der unsere Fehler und Vorzüge beobachtet und über sie wacht. Wie wir ihn behandeln, so behandelt er selbst auch uns. Ohne Gott ist niemand ein guter Mensch. Oder könnte sich jemand ohne Gottes Hilfe über die Launen des Schicksal erheben? Ihm verdanken wir unsere hochherzigen und erhabenen Entschlüsse. In jedem guten Menschen wohnt Gott, unsicher nur, welcher Gott.
---
Bei jedem gibt es einen Gott, einmal zwar auch von den höheren Funktionen her bereitstehend, zum anderen jedoch auch das, woran ein jeder glaubt. Denn ein sogenannter Gläubiger und ein sogenannter Ungläubiger glauben beide gleichviel, nur eben an verschiedene Dinge. Auch ist zusätzlich in jedem noch der bestimmte Kollektive Anteil des Glaubens enthalten. Meist führt letzteres zur bestimmten kollektiven Anbindung, welche wiederum verursacht, dass einer sich für dieses oder jenes hält. Teils wird auch mit beeinflusst, wie derjenige hinsichtlich vieler Dinge empfindet.

Der Kapitalist glaubt an Geld und das was damit verbunden ist. Einer der meint an einen bestimmten Gott zu glauben, hat dadurch nicht automatisch mehr Glauben in sich. Auch ist es damit noch nicht von selbst getan, dass er Gott in sich damit antrifft, oder überhaupt sein Glaube mit Gott etwas zu tun hat. Denn meist glaubt ein Mensch dadurch zunächst nur an sich selbst, in der Weise, dass er es zunächst für wahr und möglich hält, woran auch immer er glaubt. Was einer tatsächlich mit seinem Glauben antrifft, ist noch einmal eine andere Sache.

Der Bewohner verschiedener Leiblichkeit, ist zunächst in dieser und der Sphäre dieser gewissen Leiblichkeit allein in Aktion. Also ist er in einem solchen Zustand immer auf die Gnade Gottes angewiesen. Die Leiblichkeit, die Intension, auch oft die Möglichkeiten unterscheiden sich von einem zum anderen nicht in dem Maße, dass man sagen könnte, es wäre nun einer davon mehr und ein andere weniger heilig. Nicht einmal, dass einer Gott näher ist als ein anderer, von der Selbstannahme abgesehen.

Den deutlichsten Unterschied würden Einweihungen hierbei noch darstellt, wie weit einer tieferen Glaubens ist. Allerdings auch diese werden bis zu einem gewissen Grad kollektiv ermöglicht [und demjenigen als Funktion bereitgestellt, welcher diese nicht hat, und doch etwas tut, was jeweiliges erfordert - vor allem wenn er es für das bestimmte Kollektiv tut], nur ob einer mehr von sich aus sich in gewissen Regionen, Ebenen und Bewusstseinszuständen oder abhängig des Kollektivs darin sich betätigt, mag sich noch einmal unterscheiden. Darüber hinaus, wie weit es mehr oder weniger dem Willen Gottes entspricht.

Doch da wir alle in Gott sind, in ihm also leben, weben und sind, ist er allen zunächst gleichnah. Derjenige der mehr den Willen Gottes ausführt, dem ist auch Gott dann nah und mehr in ihm. Da alles was wirklich existiert aufgrund des Willens Gottes ist. So gilt dieses allerdings dann für alles und jeden überall, und ist nicht Anspruch einer Religion. Allerdings kann Religion eine Lerneinrichtung für diejenigen sein, ein Verständnis der bestimmten geistigen Dinge zu vermitteln, denen es an diesen Dingen eher mangelt.

Doch zwei der Aussagen von Seneca gehört unterstrichen:
So wie du Gott behandelst, so behandelt er auch dich!
In jedem Menschen wohnt Gott, unklar nur welcher.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Schicksal - De ira

Beitrag  Gast So Jan 27 2019, 23:19

Seneca - Über den Zorn (die Wut) - De ira 2.27

Manches kann gar keinen Schaden bringen und hat nur wohltätige und heilsame Wirkung, so wie die unsterblichen Götter, die weder schaden können noch wollen; denn sie sind milde und freundlich und weit davon entfernt, anderen Unrecht zu tun, ebensowenig wie sich selbst. Ohne Verstand und ohne Kenntnis der Wahrheit sind daher die Menschen, die den Göttern das Toben des Meeres, sintflutartige Regenfälle oder einen langen, harten Winter anlasten, während doch nichts von alledem, was uns schadet und nützt, eigens auf uns zielt. Nicht wir nämlich sind für das Weltalle der Grund für den Wechsel von Winter und Sommer. Diese Naturerscheinungen haben ihre eigenen Gesetze, durch die sich der göttliche Wille vollzieht. Wir denken von uns zu groß, wenn wir meinen, wir hätten es verdient, dass so gewaltige Bewegungen unseretwegen geschehen. Nichts davon passiert also zu unserem Leid, sondern im Gegenteilt alles nur zu unserem Wohlergehen.
---
Im Grunde ist es sogar die eigenbezogene Einmischung, wenn man meint, etwas, vor allem wenn es einen größeren Rahmen umfasst (seitens von Naturgewalten z.B.), hätte nur mit uns allein zu tun. Auch wenn im umgekehrten Falle meint, etwas solle nicht geschehen, weil es einem nicht zusagt (vor allem hinsichtlich von größeren Zusammenhängen oder Naturgewalten). Denn in dieser Naturgewalt kommt man als Mensch so vielleicht gar nicht vor, und setzt man sich damit eigenbezogen in ein direktes Verhältnis, dann ist man derjenige der sich in die Naturvorgänge einmischt, und nicht diese, welche sich bei einem einmischen würden.

Auch ohnehin ist es ja so, dass die Götter z.B. Nationen ihrem Willen für bestimmte Zwecke unterstellen. Und damit in ähnlicher Weise arbeiten, wie der Mensch mit seinen eigenen Händen. Es ist ja nicht die Gottheit also, die dann direkt etwas für den Einzelfall kann. Vor allem wenn der Einzelne (wie eine Zelle im menschlichen Körper) gar nicht individuell vernommen wird. Daher ist es auch unwahrscheinlich, dass eine Gottheit für ein individuelles Schicksal verantwortlich ist.

Meist hat man die Wahl, wie und wo man sich in welcher Weise aufstellt. Vielleicht nicht mehr in dem Moment, allerdings dann zuvor. Vielleicht auch mehr willentlich indirekt. Wenn der Wille die und die Dinge umfasst, dann auch das, was damit verknüpft ist. In der Weise, ohne eine direkte intellektuelle Kenntnis. Gerade wenn es um weitreichendere Zusammenhänge geht. Ansonsten bleibt einem die Wahl, wie man damit umgeht. Was unvermeidlich ist, diesem kann man sich auch mutig stellen. Denn wie sollte man etwas weitreichendes umgehen, nur weil man meint, es läge allein in der eigenen Hand, obwohl man bereits seine Wahl hatte, doch dieses von der Zeit bereits davongetragen wurde...

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Weisungen der Götter - De providentia

Beitrag  Gast So Feb 03 2019, 20:07

Seneca - De providentia [Die Vorsehung] 4.7

Diejenigen also, welche die Gottheit schätzt, die sie liebt, prüft und trainiert sie; die jedoch, die sie scheinbar nachsichtig behandelt und schont, spart sie als Weichlinge für kommendes Unglück auf. Ihr irrt euch nämlich, wenn ihr jemanden als Ausnahme betrachtet: Auch einer, der lange glücklich war, wird sein Teil abbekommen. Wer, wie es scheint, verschont geblieben ist, hat nur Aufschub erhalten.

Warum schickt der Gott gerade dem Besten Krankheit, Trauer und anderes Leid? Weil auch im Feldlager die gefährlichen Unternehmungen den Tapfersten befohlen werden: Der General entsendet seine Elite, welche die Feinde in einem nächtlichen Hinterhalt angreifen, den Weg erkunden oder einen Ort entsetzen soll. Keiner von denen, die auf solche Expeditionen gehen, sagt: "Der Feldherr hat mich schlecht behandelt", sondern: "Er hat mich richtig eingeschätzt." Ebenso mögen diejenigen sagen, die etwas erleiden müssen, worüber Angsthasen und Feiglinge jammern: "Offenbar hielt uns die Gottheit für würdig, an uns zu überprüfen, wieviel die menschliche Natur aushalten kann."
---
So manches ist wohl leichter gesagt als getan. Doch heißt es auch sinngemäß in der Bibel, dass Gott einen Menschen nicht über sein vermögen hinaus Prüfungen aussetzen lässt. Oder auch dass mit einer jeden Prüfung, auch die Möglichkeit diese zu lösen beigegeben ist.

Von dem ausgehend, dass einer von Gott oder einer bestimmten Gottheit als sein Eigen auserkoren wird, ist wohl anzunehmen, dass damit durchaus auch gewisse Prüfungen einher gehen werden. Oder allein schon dass die Gottheit den Menschen dazu nutzen wird, um bestimmte Dinge auf der menschlichen Ebene zu erledigen. So wird jeweiliges wohl nicht ganz eindruckslos sein. Auch wenn man in vielen Fällen gar nicht so genau wissen wird, wer man ist, oder was gerade los ist. Und das Umfeld braucht es auch gar nicht erst zu wissen.

Wichtig ist wohl, dass man grade stehen kann dafür, und seinen Teil erfüllt, welcher einem zuteil wird. Es geht nicht um die unmöglichen Dinge, sprich die Dinge, die man gar nicht vollbringen kann. Allerdings wenn man in dem Moment seinen Teil unterlässt, dann braucht man sich wohl nicht zu wundern, wenn manches mit voller härte einem irgendwo wieder begegnet.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Begnung mit den Massen - de vita beata

Beitrag  Gast So Feb 17 2019, 16:54

De vita beata 1.3 - Seneca

Doch nichts verwickelt uns in größere Unannehmlichkeiten, als wenn wir uns nach dem Gerede richten, in der Meinung, das Beste sei das, was auf allgemeine Zustimmung stößt,... und wenn wir uns in unserem Leben nicht von der Vernunft, sondern von dem Wunsch nach Anpassung leiten lassen... An den Beispielen anderer gehen wir zugrunde. Wir finden aber Heilung, sofern wir nur der Masse den Rücken kehren.
---
Eine kleine Seele, sieht sich durch alle Arten von Massen gestärkt. Eine große Seele kommt sich eher bedrängt und beschränkt durch Massen aller Art vor. Jedenfalls kommt man früher oder später nicht daran vorbei, sich irgendwelchen Massen zu stellen, da man auch nicht daran vorbei kommt, die Dinge zu nutzen, wie sie von und durch alle oder die bestimmten Massen genutzt werden.

Die Massen in dem Zusammenhang sind eigentlich weder gut noch schlecht. Es sind irgendwelche Arten von Ansammlung, teils allein durch die Nutzung der selben Dinge in gleicher Weise zusammengeführt. Den einen bringen sie also voran, den anderen werfen sie zurück.

Wesentlich ist wohl nur, sich innerhalb der Massen nicht allzu sehr zu bequemen. Denn die Gefahr darin ist, dass das für die Wahrheit angesehen wird, was von der Masse angenommen wird und die Dinge für unwahr gehalten werden, die von der Masse abgelehnt sind. Damit wird man zum Anbeter der Mittelmäßigkeit, wie sie von den Massen verehrt wird. Denn die ersten Stufen der Anbetung liegen in den Dingen, die einem am Herzen liegen. Und Atheismus ist die ausgeprägte Form der Anbetung von Mittelmäßigkeit, und das einzig gute ist wohl, dass die Wahrscheinlichkeit von Fanatismus kaum gegeben ist [aufgrund der Mittelmäßigkeit].

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Was heißt Selbstlosigkeit? - Seneca

Beitrag  Gast Sa Feb 23 2019, 12:05

Seneca - Briefe an Lucius 5

Davor aber warne ich dich, dass du nicht nach Art der Leute, die nicht auf inneren Fortschritt aus sind, sondern nur auffallen wollen, durch dein Äußeres oder deinen Lebensstil Aufsehen erregst. Vermeide derbe Kleidung, ungepflegtes Haar, struppigen Bart, erklärten Hass auf das Geld, ein Matratzenlager auf der Erde und was eitler Ehrgeiz verkehrterweise sonst noch im Gefolge hat. Gerade das Etikett "Philosophie" ruft schon genügend Aversionen hervor, selbst wenn man sie zurückhaltend betreibt. Was wäre erst, wenn wir auch noch anfangen, die übliche Lebensweise unserer Umwelt aufzugeben? Innen sei alles anders - unser äußeres Auftreten passe sich dem Volke an!
---
Nehmen wir einen Philosophen, der stellt sich vor ein paar andere hin, geht an eine Tafel vor ihnen und schreibt etwas. Wenn die Leute wissen, "aha, es ist ein Philosoph", ist eine gewisse Erwartungshaltung da. Doch was kann in dem Moment in einem Philosophen vor sich gehen? Es kann passieren, dass er plötzlich nicht einmal die Rechtschreibung mehr hinbekommt, abhängig dessen, was innerlich in ihm abläuft.

Das ist mal eine Perspektive dessen. Wenn man es nun von der Ansammlung der Geschöpfe um ihn herleitet, wird dies sicherlich so sein, dass sie sich fragen, was soll denn das bitte für ein Philosoph sein, der kann doch noch nicht einmal die Rechtschreibung?

Im Grunde genommen, beherrscht er die Rechtschreibung, während die um ihn diese nur aufgrund der Anbindung des Systems hinbekommen, er hingegen kann dies vielleicht sogar aus sich heraus. Allerdings in dem Moment, wo es diejenigen um ihn vernehmen, kann es sein, dass sie sich daran festhalten und es sich rausnehmen (d.h. für sich beanspruchen es genauso zu können, obwohl sie es aus dem System heraus nur können und noch überhaupt kein Eigenbewusstsein hinsichtlich der bestimmten Dinge hatten).

So, nun steht er also da der große Philosoph und bekommt nicht einmal paar einfache Sätze hin. Solche Zustände und Umstände herrschen derweil oft vor. Nicht dass es verkehrt wäre das System der Dinge zu nutzen [wobei wir hier dies auf Nationalebene sehen und den entsprechenden Nationen jeweils ein eigenes "System der Dinge ihrer jeweiligen Umgangsarten" zuordnen]. Die Sache ist nur die, dass es innerlich anders aussehen mag, als das, wonach es äußerlich aussieht.

Der Selbstlose beansprucht die Dinge nicht für sich, oder das ihm alles daran liegt, wie etwas nach außen hin aussieht. Bei den üblichen Geschöpfen sieht es umgekehrt aus, für die zählt erst einmal das wonach es äußerlich aussieht. So als wären sie dadurch nur besser, dass in ihnen etwas besseres gesehen wird, als das was da ist, oder dass es auf dieses allein ankäme. Und das ist sogar dann tatsächlich so, bei denen, wo alles nur vom System her gegeben ist. Es gibt dann kein eigenbewusstes Inneres mehr, wenn alles nur dem System seins ist.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Was bedeutet Sondersein? - Seneca

Beitrag  Gast Sa Feb 23 2019, 12:05

Seneca - Briefe an Lucius 5

Unser Ziel sei es, ein sittlich besseres Leben zu führen als das Volk, nicht ein entgegengesetztes: Andernfalls verscheuchen wir die Menschen, die wir bessern wollen, und schrecken sie bloß ab; außerdem erreichen wir dann nur, dass sie, aus Furcht, alles nachahmen zu müssen, gar nichts mehr von uns übernehmen wollen. Dies verspricht doch die Philosophie als erstes: Sinn für die Gemeinschaft, Menschlichkeit, persönliche Kontakte; diese Zusage wird aber unser Anderssein nicht erfüllen. Lasst uns also darauf achten, dass das Verhalten, durch das wir Bewunderung wecken wollen, nicht lächerlich und unausstehlich ist.
---
Es gibt kein Sondersein. Denn entweder hat man irgendwo ein Sondersein, dann hat es allerdings nichts mit irgend etwas anderem zu tun und ist etwas abgesondertes, oder man nutzt die allgemeinen Dinge mit, dann bedeutet das Sondersein letztlich, dass man für sich etwas aus der Allgemeinheit beansprucht und in der besonderen Weise also gelten möchte oder gesehen und behandelt werden möchte. Sprich so, dass die Allgemeinheit einem dieses oder jenes Sonderrecht zugestehen soll. Dann würde man sich womöglich sogar aus der Allgemeinheit etwas rausnehmen. Also das wäre das Gegenteil der Selbstlosigkeit.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Was ist Genügsamkeit? - Seneca

Beitrag  Gast Sa Feb 23 2019, 12:06

Seneca - Briefe an Lucius 5

Genügsamkeit fordert die Philosophie, nicht Selbstkasteiung; doch Genügsamkeit braucht nicht ungepflegt einherzugehen. Dies ist das Maß, das mir zusagt: Unser Leben soll die Mitte halten zwischen dem Ideal und den allgemein üblichen Gepflogenheiten. Alle sollen unser Leben mit Respekt betrachten, aber auch gut finden. "Wie also? Werden wir genauso handeln wie alle anderen? Wird es zwischen uns und ihnen keinen Unterschied geben?" Sogar einen sehr großen: Dass wir der Masse ganz und gar nicht gleichen, soll jeder erkennen, der uns aus der Nähe betrachtet.
---
Mit dem zufrieden sein und arbeiten was zunächst da ist, heißt Genügsamkeit. Nicht das man sich den schlechten Teil von allem wählt, allerdings auch nicht nur den Guten, um den schlechten Teil den anderen zu überlassen.

Es geht nicht um den Ruf, das Ansehen oder ein Image, jedoch heißt es auch nicht das man flegelhaft damit umgeht. Beim Weisen verbleibt oft nur die Einsicht, warum es so und nicht anders ist. Und irgendwann will er daran auch nichts mehr daran ändern, denn schließlich hat er dann die Summe aus allem erkannt und ihm genügt die Summe vollends und er möchte auch nichts Einzelnes mehr daraus für sich beanspruchen.

Die Summe bedeutet in dem Zusammenhang, dass man sich auch als die Summe des Ganzen versteht. Es gibt dann keinen eigenen Vorteil oder Nachteil mehr, sondern nur Tendenzen innerhalb irgendwelcher Summen und im größeren Gesamten. Und es gibt viele Dinge die verbessert werden können. Und daran arbeitet man dann. Das heißt Genügsamkeit.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Unser aller Vorbilder - de ira

Beitrag  Gast So Feb 24 2019, 19:24

Seneca - [Über den Zorn/Wut] De ira 3

Wir müssen uns an möglichst friedfertige und umgängliche Menschen anschließen und die argwöhnischen und starrsinnigen meiden. Man übernimmt nämlich die Eigenheiten derer, mit denen man Umgang hat, und wie sich körperliche Krankheiten durch Ansteckung übertragen, so werden auch charakterliche Defekte an die unmittelbare Umgebung weitergegeben.
...
Ebenso verhält es sich - nur umgekehrt - mit den guten Eigenschaften: Auf alles, womit sie in Berührung kommen, wirken sie besänftigend, und stärker noch, als eine heilsame Gegend und ein günstiges Klima der Gesundheit nützen, beeinflusst der Umgang mit vorbildlichen Menschen diejenigen, die innerlich noch nicht hinreichend gefestigt sind.
---
Es färbt irgendwo alles mit auf das Umfeld ab. Genauso werden Illusionen und Verblendungen quasi mit der Muttermilch bereits aufgenommen. Man lernt ja die Welt zunächst im Umfeld seiner Eltern, Familie oder was sonst als nächstes gilt kennen. Und hält die Dinge, welche auch immer zunächst da sind, für die normalen Dinge.

Ist man von guten Menschen umgeben, dann kann man dankbar dafür sein. Ist man von weniger Guten umgeben, dann vergesse man nicht, dass sie auch durch irgend etwas dahin gelangt sind. Ob nun mehr oder weniger selbstverschuldet. In vielleicht den meisten Fällen wollten und wollen sie dort gar nicht sein.

Es bedarf mehr guter Vorbilder. Damit lässt sich das heilen, was der guten Vorbilder bedarf. Und man beachte, dass man stets selbst mit allem ein Vorbild ist, ob man es nun will oder nicht. Und je wesentlicher die Rolle, die man einnimmt, umso weitreichender das Vorbild das man abgibt. Und wer am längsten sich selbst als direkten Doppelgänger ertragen könnte, der ist wohl am meisten mit sich selbst im reinen.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty König Mensch - de clementia

Beitrag  Gast So März 10 2019, 16:32

Über die Güte [de clementia] - Seneca

Was ist denn der Grund dafür, dass Könige ein hohes Alter erreichten und ihre Herrschaft an ihre Kinder und Enkel weitergeben konnten, die Macht der Tyrannen aber verhasst und kurz ist? Welcher Unterschied besteht denn zwischen einem König und einem Tyrannen? Von außen betrachtet, sind ihre Position und ihre Machtbefugnisse ja gleich, bloß dass die Tyrannen zu ihrem Vergnügen wüten, die Könige jedoch nur mit Grund und aus Zwang. "Wie denn? Pflegen nicht auch Könige zu töten?" Schon, allerdings nur, sooft das öffentliche Interesse es nahelegt. Dem Tyrannen dagegen ist Grausamkeit ein inneres Bedürfnis. Der Tyrann unterscheidet sich vom König durch seine Taten, nicht durch seinen Titel.
---
Ob es nun ein gestandener Kerl in der Welt ist, eine bekannte und angesehene Persönlichkeit, oder jemand gänzlich unbedeutendes, irgendwann ist es vorbei damit. Dann wird derjenige am Faden aus seinem Leibchen gezogen und der Engel der Gegenwart bläst mit seinem Feuerhauch alles von demjenigen ab, was nicht zu ihm gehörte. Schon werden sie alle sehr klein, zart und wehrlos.

Und dann zählt der innere Mensch, und nicht so sehr das, was ihm von außen zukam. Und wenn der Hauch des Engels der Gegenwart alles ausgeblasen hat, dann war kein Mensch an der Stelle da. Sei es nun eine Erscheinung, oder sei es ein Geschöpf, was auf seine bestimmte Evolutionskette umgesetzt wird und weitermachen darf, als irgend etwas anderes dann. Was für eine große Seele die Befreiung ist, ist für das was daherkam ohne Seele, der zweite Tod.

Darum sollte man sich nicht nur als Mensch benehmen, sondern auch Mensch zunächst sein. Alles was hinzukommt, das geht auch genauso wieder. Es reicht nicht aus, sich wie ein König zu benehmen, um ein König zu sein. Es reicht auch nicht aus, so zu tun, als wäre man ein Mensch.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Allgemeinwohl - de tranquillitate animi

Beitrag  Gast Mi März 13 2019, 11:29

Von der Seelenruhe/Gemütsruhe [de tranquillitate Animi] - Seneca

"Wie lange noch immer wieder dasselbe?" Du fragst mich, wie diesem Lebensüberdruss abzuhelfen ist. Am besten wäre, wie Athenodoros es sagt, sich aktiv zu betätigen und sich der Politik und sozialen Aufgaben zuzuwenden...
Denn wenn man sich zum Ziel gesetzt hat, seinen Mitbürgern und Mitmenschen zu nützen, ist es das beste Mittel, sich zu üben und zugleich zu vervollkommnen, wenn man sich engagiert seinen Pflichten widmet und sich so, gemäß seiner Fähigkeiten, für das allgemeine und persönliche Wohl einsetzt.
---
Alles womit man sich befasst und sich damit ausgiebiger auseinandersetzt [und es gibt keinen der sich nicht quasi jederzeit mit etwas befasste], zu diesem macht man sich und wird man bis zu einem gewissen Grad. Denn so wie man in den bestimmten Dingen aufgeht, so geht man in diese ein und diese werden zu einem Teil von einem selbst.

Der relativ gebildete Bürger befasst sich durchaus mit vielen Dingen, die ihn persönlich nicht direkt betreffen, oder ihm irgend etwas eigenbezogen nutzen. Was durchaus zu einer halbwegs altruistischen Einstellung führen kann. Es ist also durchaus leicht möglich, sich in einem sehr allgemeinen Sinne mit vielen Dinge zu befassen, ohne nennenswerte Eigeninteressen damit zu verfolgen.

Und je mehr man sich verschiedenen Dingen widmet, desto weniger ist auch alles dasselbe. Es ist dann eher die Zeit, die einem nicht verstatet, sich ausgiebiger vielem zu widmen, als man es gerne täte. Unmerklich verändert man sich ja so auch immer wieder etwas, so dass auch dadurch die entsprechenden Dinge nicht mehr dieselben sind und man immer wieder zu verschiedenen Sichtweisen übergeht. Man lernt sich eigentlich erst selbst umfassendere kennen, wenn man sich im Sinne des Allgemeinwohls betätigt und nützlich macht.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Philosophische Erkenntnisarbeit

Beitrag  Gast Mi März 20 2019, 00:49

Seneca - Epistulae ad Lcilium [Briefe an Lucius] 108

Meines Erachtens vergeht sich keiner mehr an der ganzen Menschheit als die Leute, welche die Philosophie wie ein käufliches Handwerk erlernt haben und anders leben, als man nach ihrer Lehre leben muss. Sie demonstrieren nämlich höchstpersönlich die Nutzlosigkeit ihres Faches, da sie jedem Laster, das sie aufs Korn nehmen, selbst verfallen sind. Als Lehrer kann mir so jemand genausowenig nützen wie ein Steuermann, der bei einem Sturm seekrank wird.
---
Der vermeintliche Glaube als Überzeugung kann oft größer sein, als der Nutzen, der bedingt daraus entsteht. Denn viele sind derer, die zwar überzeugt von dem sind was sie tun, doch ist die Masse durch die jeweiligen noch überzeugter, von dem, was sie durch diejenigen verrichtet.

Die Einzelnen wissen oft nicht, dass sie von der Masse in sich bestimmt werden. Scheinbar liegt alle Entscheidung in ihrer eigenen Hand, doch was macht die scheinbare Handhabe, wenn sie in allem dem entspricht, was die Masse einfordert?

Das ist in dem Falle käufliche Philosophie, nicht unbedingt weil sie endgeldlich erworben wurde, sondern weil sie nur der Masse zu gefallen und zu entsprechen weiß. Ohne dass die Mühe eigener Erkenntnisarbeit sich von der Masse hervorzuheben versteht, ist es keine Philosophie, selbst wenn das Etikett und der passende Deckmantel vorhanden sind.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Oberhand über Naturkräfte - Seneca

Beitrag  Gast Mo März 25 2019, 15:46

Seneca: Trostschrift an die Mutter Helvia [Consolatio ad Helviam matrem]

Dass an der Armut nichts Schlimmes ist, sieht jeder ein, den der Wahnsinn der alles vernichtenden Habgier und Genusssucht nicht gepackt hat. Wie wenig nämlich ist für den Lebensunterhalt des Menschen wirklich nötig: Wer könnte daran Mangel leiden, wenn er ein einigermaßen guter Mann ist! Was freilich mich betrifft, so ist mir bewusst, dass ich nicht meinen Reichtum, sondern meinen Pflichtenkreis verloren habe. Die Bedürfnisse des Körpers sind gering: Er will nicht frieren, er will Nahrung und Trank, um nicht zu hungern und nicht zu dürsten; was man darüber hinaus begehrt, dient nur den Lastern, nicht dem tatsächlichen Bedarf.
---
Auf der einen Seite, wenn jemand nie irgendwelche Annehmlichkeiten hatte, ist er mit vielen Dingen auch nie versucht worden. D.h. auch, dass er dann auf diese Dinge gar nicht verzichtet, sondern dieser Dinge entbehrt. Verzicht ist also erst dann da, wenn man diese Dinge bereits in sich irgendwo aufgenommen hat.

Allerdings ist es besser, wenn man sich selbst soweit drosselt, dass man nicht mehr zur Wahl hat, als man damit halbwegs umzugehen weiß. Ansonsten erhält in den meisten Fällen die materielle Natur die Oberhand. Es zählt natürlich nicht nur das dazu, dass man etwas erreicht hat, sondern auch die potenziellen Möglichkeiten, vor allem wenn diese in Aktivität gebracht werden. Also wenn die materiellen Naturkräfte in einem dazu angeregt werden, um auf ein bestimmtes Ziel hinzuwirken.

Für den der gesunden Geistes ist, sind viele Dinge nur allzu banal. Doch ist jemand mit irgend etwas bereits auf eine schiefe Bahn geraten oder sehr unausgewogen unterwegs, dann sind oft die einfachsten Mittel und jede Einsicht von großem Wert. Und ist erst einmal ein Tal durchschritten, so ist es ähnlich mit den erworbenen Dingen, es ist dann irgendwann kein Entbehren sondern ein Verzichten möglich. Nur letzteres kann als ein dargebrachtes Opfer gegeben werden.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Der Betrachter der Welt - Seneca

Beitrag  Gast So März 31 2019, 00:07

Seneca: Trostschrift an die Mutter Helvia [Consolatio ad Helviam matrem]

Wie wenig freilich haben wir verloren! Die zwei schönsten Dinge folgen uns, egal, wohin wir uns begeben: die allen gemeinsame Natur und die eigene Tüchtigkeit.
...
Das Beste, was der Mensch besitzt, liegt außerhalb menschlicher Willkür und kann weder gegeben noch genommen werden. Diese unsere Welt, die größte und schönste Schöpfung der Natur, und der Geist, der Betrachter und Bewunderer der Welt, ihr herrlichster Teil, beide gehören uns, überdauern und werden so lange bei uns sein, wie wir selbst am Leben bleiben. Daher wollen wir freudig, erhobenen Hauptes und mit furchtlosem Schritt eilen, wohin auch immer das Schicksal uns führt, und Land für Land durchmessen. Innerhalb dieser Welt kann es keine Verbannung geben; gibt es doch nichts auf dieser Welt, was dem Menschen fremd wäre.
---
Man ist in der Welt um Erfahrungen zu machen. Die Welt selbst lehrt uns ansonsten nur, dass sie uns nichts lehrt. Wir selber sind diejenigen die durch uns selbst etwas lernen können. Der Welt kann man ansonsten nichts beibringen.

Schließlich geht man durch die Welt und nicht die Welt durch einen. Geht der Einzelne intelligenter mit der Welt um, dann ist die Welt auch intelligenter. Das kann auf einen Schlag gehen, wenn ein gewisses Erwachen einsetzt.

In der Welt kann es nichts Fremdes für den Menschen geben, denn es gibt außer dem Menschen keine Welt in dem Sinne.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Liebreizungen - Seneca

Beitrag  Gast So März 31 2019, 00:08

Seneca: Trostschrift an die Mutter Helvia [Consolatio ad Helviam matrem]

Gleichgültig, von welchen Erdenfleck aus sich der Blick zum Himmel erhebt, der Abstand zwischen der göttlichen und der menschlichen Welt ist überall gleich. Solange sich daher meine Augen von diesem Schauspiel, an dem sie sich nicht satt sehen können, abwenden müssen, solange es mir vergönnt ist, Sonne und Mond zu betrachten, solange ich mich in die übrigen Gestirne versenken, ihre gegenseitigen Entfernungen und Gründe ihres mal rascheren, mal langsameren Dahingleitens erforschen, solange ich das Meer der durch die Nacht funkelnden Sterne schauen kann..., solange ich meinen Geist, der sich danach sehnt, Verwandtes zu schauen, immer nach oben richte: was kümmert es mich wo ich hintrete?
---
Das Maß und die Entfernung der äußeren Dinge ist eine Sache, und das Maß und die Entfernung des Inneren ist eine andere. Und eine dritte Sache ist das Verhältnis zu allem.

Denn es können mehrere das selbe Schauen und doch etwas ganz anderes sehen und erkennen. Und wer will sagen, er möchte lieber das Unschöne als das Schöne in allen Dingen sehen? Ist man nicht weit glücklicher also damit, was man worin an guten Dingen zu erkennen vermag?

Natürlich mögen einem irgendwelche Liebreizungen zufunkeln, darum geht es nicht. Es geht nicht um Begehrlichkeit, es geht um den Abstand zwischen dem Göttlichen an sich und der einem naturgegebenen Erfahrungswelt. Das Verhältnis dazu bildet ein jeder selbst.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Gesellschaftswissenschaften - Seneca

Beitrag  Gast So März 31 2019, 00:36

Seneca: De ira [Über den Zorn/Wut]

Die Erziehung fordert die größte und für die Zukunft fruchtbarste Sorgfalt. Denn es ist leicht, die noch zarten Gemüter zu bilden, wogegen sich Fehler, die mit uns herangewachsen sind, nur schwer ausrotten lassen.
---
Glücklicherweise ist vieles von den Überzeugungen die einer mit sich rumträgt kaum von entscheidender Bedeutung um den naheliegenden Alltag zu bestreiten. Ein Beispiel wäre da die sehr formellen Auslegungen diverser Heiliger Schriften. Sei es die wörtliche Annahme, dass Gott die Welt in 6 Tagen erschaffen hat. Vielleicht mag das aus Gottes Blickwinkel stimmen, aber sicherlich nicht aus dem Blickwinkel der Schöpfung, d.h. auf die Mineralien, Pflanzen, Tiere und Menschen bezogen. Mit nur ein wenig reiner Vernunft erklären sich diese Dinge und ihre Entwicklung fast von selbst. Und dennoch wenn man manch sture Überzeugung sieht, allerdings auch auf diverse andere Dinge bezogen, wird klar, dass einfache Bildungsversuche da keine Abhilfe mehr hinbekommen werden.

So ist auch die Annahme über das Leben und die einen umgebenden Dinge weitestgehend zwar mehr als bescheiden, wenn man die Mittelmäßigkeit der Masse heranzieht, doch reicht es häufig genug aus, eine gewisse Weile damit überleben zu können, wie man überwiegend sehen kann. Im Grunde genommen kann man fast jedem Kind alles mögliche beibringen, und es wird es glauben und zunächst an diesen Dingen festhalten. Daran sieht man ja durchaus, dass alles anders sein könnte. Nur wie bekommt man den Durchbruch und Ausbruch hin, aus all dem Blödsinn, der gängigerweise den Großteil diverser Überzeugungen der breiten Masse heute entspricht?

Man kann die dollsten geistigen Dinge jemandem erklären, doch wird derjenige das Meiste davon einfach nicht glauben. Denn jeder hat ein Recht auf eigene Meinung. Und immerhin wird heutzutage selten jemand der krass anderer Ansicht ist, dafür verfolgt oder umgebracht. Denn der Hebel der allseits eigenen Meinung, relativiert ja alles irgendwo. Allerdings wird damit auch die Wirksamkeit relativiert, um geistige Fortschritte machen zu können. Indem der Glaube letztlich überwiegend nur noch zu einer Meinung und Überzeugung wird, die nichts weiter vermag.

Was vermag man den heutigen Kindern zu vermitteln? Was ist die Bildung heutzutage wert, wenn man die Irrtümer damit gleich mit lehrt und vermittelt?! Vielleicht kann man mit einigem aus der Naturwissenschaft noch etwas anfangen, doch die Geisteswissenschaft liegt brach, von Einzelnen die sich darin betätigen mal abgesehen. Gut, wäre vielleicht auch nicht für jedermann etwas [von dem ausgehend, was heute dazu zählt], außer man würde es durch vieles erweitern, was dem allgemeinen Durchschnitt als Hilfsmittel dient. Ebenso sollte neben diesen zwei Säulen auch eine Gesellschaftswissenschaft her. Bisher gibt es nur lose Ansätze dazu, auch Psychologie steckt da noch in den Kinderschuhen. Damit erst einmal ein Verständnis entsteht, über die Natur der eigenen Spezies, und wie und wo es in der Entwicklung sinnvoll weitergehen kann.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Entwicklung von Wissenschaften - Seneca

Beitrag  Gast So März 31 2019, 11:16

Seneca - Briefe an Lucius [Epistulae ad Lucilium] 6

Lang ist der Weg über Belehrungen, kurz und wirkungsvoll durch Vorbild und Beispiel.
---
Die Aufhängung und der Kreis den das Bewusstsein zieht und beinhaltet, lehrt sehr viel mehr, als das was Worte vermögen. Denn selbst wenn man die Worte auf ein Thema lenkt, das Bewusstsein aber etwas anderes umschließt und ausstrahlt, und sofern es im Widerspruch steht, dann lehrt man den Widerspruch zusätzlich mit. Ansonsten zählt die Ausstrahlung, die vermittelte Bedeutung [was ja die Beziehung/das Verhältnis zum jeweiligen darstellt] u.dgl.v.m. noch eine größere Rolle.

Im Grunde wird immer der eigene Standpunkt in allererster Linie gelehrt [das heißt ein Lehrer vermittelt sich zunächst selbst]. Alles andere ist oft mehr Ablenkung als Lehre. Auch wird in selektiver Summe auch alles an Irrtümern und Verblendungen mit vermittelt. Zwar nimmt der Belehrte ja nur selektiv das auf, was er seinem eigenen Bewusstseinskreis einverleibt, zusätzlich jedoch auch noch das Instinktive und Unterbewusste. Hinzukommt einmal die Ebene dessen was das 5.te Naturreich (dass der Seele) bildet, zu all dem was sich über das 4.te Naturreich (das Menschenreich / allgemeinhin das Reich der individualisierten verkörperten Lebewesen) vermittelt. Als das Unterbewusste kann das gezählt werden, was das 1. (Mineralreich) auf zellularer Ebene, das 2. (Pflanzenreich) als empfinden äußerer Umweltbedingungen, und das 3.te Naturreich (das der Tierwelt) als Überlebensinstinkt und niederer Naturtrieb. Und dies ist ja nur ein Teil dessen, was jeder jederzeit mit zum Ausdruck und zur Ausstrahlung bringt (von den Strahlentypen und diversen anderen Dingen mal abgesehen).

Es wäre womöglich einen Versuch wert, alles nach "Naturwissenschaften", "Geisteswissenschaften" und "Gesellschaftswissenschaften" neu zu ordnen. Wobei zu vielem erst noch neue Wissenschaften entwickelt werden müssten, weil es kaum etwas gibt, und doch es mehr geben sollte an der Stelle. Vielleicht hat man es dann 100 Jahren soweit, dass man damit etwas anfangen kann. Zumal vieles dann übergreifend zu dem einen wie einem anderen Kreis gehören kann.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Lebensgewohnheiten - Seneca

Beitrag  Gast So Apr 07 2019, 11:30

Seneca: Briefe an Lucius [Epistulae ad Lucilium] 108

Sotion pflegte darzulegen, warum Pythagoras kein Fleisch gegessen hatte und warum Sextius später dasselbe tat. Beide hatten einen unterschiedlichen Grund, aber beide einen ehrenwerten. Sextius glaubte, es gebe für den Menschen genügend unblutige Nahrung und man gewöhne sich an die Grausamkeit, wenn man Tiere bloß zum Genuss auseinaderreiße.
...
Phytagors dagegen betonte, alles sei mit allem verwandt und es gebe einen Austausch unter den Seelen, die in immer wieder andere Formen übergingen. Keine Seele, schenkt man ihm Glauben, geht zugrunde oder macht auch nur eine Pause, es sei den für ganz kurze Zeit, bevor sie eine neue Gestalt annimmt.
...
Unter ihrem Einfluss fing ich an, kein Fleisch mehr zu essen, und nach Ablauf eines Jahres fiel mir dies nicht bloß leicht, sondern wurde zu einer angenehmen Gewohnheit. Ich hatte den Eindruck, mein Geist sei lebendiger, und ich könnte dir noch heute nicht sagen, ob es wirklich so war. Du fragst, wieso ich das wieder aufgab?

Meine Jungend viel in die Anfangszeit des Kaisers Tiberius. Damals wurden fremdländische Gottesdienste verboten, und der Verzicht auf bestimmte Fleischsorten galt als Beweis des Aberglaubens. Daher nahm ich auf Bitten meines Vaters, der zwar keine verleumderische Anklage fürchtete, aber die Philosophie hasste, meine alte Gewohnheit wieder an. Und es fiel ihm nicht schwer, mich zu besserem Essen zu überreden.
...
All das habe ich erzählt, um dir zu zeigen, mit welcher Energie sich junge Menschen zu Beginn ihrer Ausbildung auf alles Gute stürzen, wenn sie nur jemand ermuntert und anspornt.
---
Ja, manche Lebensauffassung und Lebensgewohnheit ist definitiv besser als eine andere. Allerdings ist es auch wesentlich darauf zu achten, in welchem Lebensumfeld man sich bewegt. Und auch was es allgemein für Auswirkungen auf das Umfeld nach sich zieht, und dann abwägen, in welchem Zusammenhang man sich befindet. Denn vieles bedeutet in einem Zusammenhang das eine und in einem anderen Zusammenhang etwas anderes.

Es zählt der umfassendere Zusammenhang mehr. Dies geht daraus hervor, wenn man sich fragt, was länger überdauert, und was mehr Menschen als nur einen Einzelnen anbetrifft. Sterben tut ein jeder Mensch auf die eine oder andere Weise ohnehin. Die Trends der Massen ändern sich allerdings noch schneller, nicht jedoch die Kultur, die überdauert einiges mehr. Die Rasse als solches überdauert noch wesentlich länger. Und es betrifft auch ein anderes Spektrum sodann.

Die Entwicklung muss zwangsläufig in die Richtung gehen, dass alles leichter wird, was die Grobstofflichkeit anbetrifft. Und ohne Fleisch zu sich zu nehmen, wird es dass in dem Sinne auch und man mag so auch empfindsamer sein. Andererseits, ist es eine Frage dessen, in welchem gesellschaftlichen Verhältnis man sich befindet und was es dann für eine Bedeutung einnimmt, und dies nicht nur vom rein individuellen Standpunkt. Denn davon sich abzusondern, nimmt lediglich einem die Möglichkeiten, dies nach und nach positiv zu beeinflussen, und macht ansonsten noch gar nichts besser.

Denn man könnte ja auch ebenso sagen, dass der größere Nutzen darin bestünde, nichts mehr von der Welt zu sich aufzunehmen, und gar aus der Welt der verkörperten Lebenden zu scheiden. Nur warum ist man dann überhaupt erst hergekommen und überhaupt hier?

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Einen Philosophen höre ich... - Seneca

Beitrag  Gast So Apr 14 2019, 23:22

Seneca: Briefe an Lucius [Epistulae ad Lucilium] 76

Einen Philosophen höre ich, und zwar ist es schon der fünfte Tag, seit ich in seine Vorlesung gehe und ab der achten Stunde seinen Darlegungen lausche. "Im rechten Alter", wirfst du ein. Wieso sollte es nicht das rechte sein? Gibt es etwas Dümmeres, als bloß deshalb nicht mehr lernen zu wollen, weil man schon lange nicht mehr gelernt hat? "Soll ich mich denn genauso verhalten wie die Snobs und die jungen Burschen?" Es steht wirklich gut um mich, wenn dies das einzige ist, was meinem hohen Alter unangemessen ist. Menschen jeden Alters haben zu dieser Schule Zutritt. "Sollen wir dafür alt werden, um uns an der Jugend ein Beispiel zu nehmen?" Ins Theater soll ich als alter Mann noch gehen, soll mich in den Zirkus tragen lassen, und kein Gladiatorenpaar soll, ohne dass ich zuschaue, auf Leben und Tod kämpfen? Hingegen soll ich erröten, wenn ich einen Philosophen aufsuche?

Man muss so lange lernen, wie man etwas nicht weiß; und wenn wir dem Sprichwort glauben, ein Leben lang. In keiner Hinsicht passt das besser als in dieser: Wie man leben soll, hat man sein Leben lang zu lernen. Doch auch ich lehre dort etwas. Du fragst, was ich lehre? Dass man auch als alter Mann noch lernen muss.

Ich schäme mich allerdings der ganzen Menschheit, sooft ich zur Vorlesung gehe. Direkt am Theater von Neapel muss man, wie du weißt, vorbeigehen, will man zum Hause des Metronax. Das Theater ist freilich brechend voll, und mit ungeheurem Eifer beurteilt man die Fähigkeiten eines Flötenspielers; auch ein griechischer Tubabläser und ein Ausrufer haben großen Zulauf. Doch an dem Ort, wo man untersucht, was einen guten Mann ausmacht, wo man lernt, gut zu werden, da sitzen nur ganz wenige, und diese haben in den Augen der meisten Leute sonst keine sinnvolle Beschäftigung, der sie nachgehen.
---
Der Geist wird nicht alt. Die Seele wird zwar älter, aber sie kann nicht zu alt werden. Und in dem man dieses in sich selbst pflegt, wird man mit jeweiligem zusammengenommen auch nicht alt.

Es wäre daher viel besser, wenn alle Bildungsmöglichkeit [jedenfalls so lange keine hochwertigen Materialien dafür benötigt oder dadurch verbraucht werden u.dgl.m.] von der Allgemeinheit finanziert werden, und jeder sich überall hinbegeben kann, um etwas zu lernen, von dem was er lernen möchte. Ohne dass Alter oder sonstiger Hintergrund auch nur die geringste Rolle hierbei spielen. Damit würde auch das Alter in der Gesellschaft eine untergeordnete Rolle nur noch erhalten.

Ebenso gibt es sicherlich gute Lehrer, vielleicht bessere als diejenigen die heute lehren, doch erhalten sie nicht die Möglichkeiten zum lehren. Weil sie womöglich diese oder jene Bildungslaufbahn nicht vollzogen haben, um in dieser oder jener Lehreinrichtung als Lehrer anerkannt zu werden. Dabei sind sie vielleicht auch gerade deswegen bessere Lehrer geworden, weil sie nicht unnötige Umwege auf sich nahmen.

Was wäre doch alles an gesünderer gesellschaftlicher Entwicklung möglich, wenn das Kapital nicht die vorrangige und entscheidende Rolle erhielte. Es wäre eine ganz andere Freiheit damit ermöglicht. Ein gesunder Geist kann daher gar nicht einverstanden damit sein, mit den heutigen Umständen, denn er kann nicht das ihm Gottgegebene Vermächtnis so leben, wie es diesem angemessen wäre.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Mit dem Leben im Einklang stehen - Seneca

Beitrag  Gast So Apr 14 2019, 23:22

Seneca: Briefe an Lucius [Epistulae ad Lucilium] 75

Du beklagst dich darüber, dass meine Briefe an dich nicht sorgfältig genug formuliert sind. Doch wer redet schon ganz gewählt außer dem, der gespreizt sprechen will? So wie meine Sprache wäre, wenn wir beisammensäßen oder gemeinsam Spaziergänge machten, nämlich ungekünstelt und salopp, so wünsche ich mir auch meine Briefe, die nichts Gesuchtes oder Erzwungenes an sich haben.
...
Zwar möchte ich, beim Hercules, nicht, dass nüchtern und trocken ist, was über so wichtige Themen gesagt wird (denn auch die Philosophie verzichtet nicht auf Geist), trotzdem darf man auf den Stil nicht so viel Mühe verwenden.

Dies sei unser oberster Grundsatz: Was wir denken, wollen wir sagen, und was wir sagen, wollen wir denken. Die Worte sollen mit dem Leben in Einklang stehen. Der hat sein Versprechen erfüllt, der, sowohl wenn man ihn sieht als auch wenn man ihn hört, ein und derselbe ist.
...
Unsere Worte sollen nicht unterhalten, sondern nützen. Falls jedoch jemand, ohne sehr zu suchen, über rhetorische Fähigkeiten verfügt, falls sie bereitstehen oder wenig Aufwand erfordern, dann mögen sie eingesetzt werden und die herrlichsten Gedanken unterstreichen: aber eben so, dass sie eher die Ideen als sich selbst in den Vordergrund rücken.
---
Die Stärke des Männlichen liegt darin, dass auszudrücken, wie etwas ist. Die Stärke des Weiblichen liegt im dynamischen Umgang, mit dem, was da ist. Wenn man jedoch selbst das nicht erfüllt, was man sagt, dann nennt sich dieses Luschenhaftigkeit.

Stärke ist es also, zu dem zu stehen, was da ist. Härte nach außen hin ist oft dann da, weil innerlich eine Luschenhaftigkeit vorhanden ist, und im Gegenzug zu dieser, wird dann Härte entwickelt, an der Stelle, wo sie unnütz oder unangebracht ist.

Auch ist es eine Frage, woher etwas kommt. Denn klar ist, ohne etwas anzufassen, kann sich nichts tun, selbst also um über den Alltag zu kommen, ist man mehr oder weniger gezwungen das anzufassen und damit zu arbeiten was da ist. Allerdings ist ja nicht alles von uns allein her da. Bekommt man z.B. etwas mit viel Potenz einer bestimmten Art bereitgestellt, dann neigt man schnell selber dazu, jeweiliges in sich nur rudimentär zu entwickeln. Und ist das von der Allgemeinheit Bereitgestellte nicht mehr da, dann entstehen oft unausgewogene Extreme, zu denen dann einer neigt, um das was eher fehlt, anderweit zu kompensieren, oder auf Kosten anderer Dinge zu erwirken.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Das Erfüllen von Versprechen - Seneca

Beitrag  Gast So Apr 14 2019, 23:23

Seneca: Briefe an Lucius [Epistulae ad Lucilium] 114

Deshalb müssen wir unseren Geist sorgfältig pflegen: Ihm entspringen die Gedanken, ihm die Worte; er prägt unsere Haltung, unseren Gesichtsausdruck, unseren Gang. Ist er gesund und kräftig, ist auch die Sprache kraftvoll, stark und männlich.
---
Es ist wahrlich keine Leistung, den Geist so schwächen zu wollen, dass er den Körperlichen Zuständen entspricht, und den Geist an die Verkörperung anpassen zu versuchen. Eine Leistung ist es, die Verkörperung an den Geist anzupassen und dem Geist entsprechen zu lassen. Allerdings ist es fast schon eine Kunst, das was unbegrenzt ist, glauben zu lassen, es sei begrenzt. Und den Geist dann von Schwächen überzeugen zu suchen.

Was doch der Geist alles zu leisten vermag. Er entspricht dem Glauben desjenigen, wie einer denkt und wofür er sich anschickt, seinen eigenen Geist zu gebrauchen.

Im Grunde erfüllen wir uns mit unserem Geist selbst stets das Versprechen, derjenige zu sein, wovon wir unseren Geist zu überzeugen wissen.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Hoffnung - Seneca

Beitrag  Gast Fr Apr 19 2019, 19:45

Seneca: Briefe an Lucius [Epistulae ad Lucilium] 12

Lasst uns das Alter mit Liebe umfassen! Es ist voller Genüsse, wenn man es zu nutzen weiß. Am besten schmecken die Früchte, wenn sie zu Neige gehen; der Charme der Kindheit ist an ihrem Ende am größten; die Zechenden genießen besonders den letzten Trunk, jenen, der sie versinken lässt und ihren Rausch vollkommen macht; jede Lust spart ihren schönsten Reiz auf bis zum Schluss. Am reizvollsten ist das Lebensalter, das sich schon neigt, doch noch nicht dem Ende entgegenstürzt, und auch jenes, das schon an der Schwelle des Todes steht, hat, wie ich meine, seine eigenen Freuden. Oder gerade das tritt an die Stelle der Genüsse, dass man auf sie alle verzichten kann. Wie wunderbar ist es, seine Leidenschaften gebändigt und hinter sich gelassen zu haben! "Es ist sehr unerfreulich", sagst du, "den Tod vor Augen zu haben." Erstens muss ein Greis genauso mit ihm rechnen wie ein junger Mann (wir werden ja nicht nach Altersklassen abberufen); und zweitens ist niemand so alt, dass es unverschämt wäre, auf noch einen Tag zu hoffen.

Gewährt uns die Gottheit noch den morgigen Tag, wollen wir ihn in Freuden annehmen. Der ist wahrhaftig glücklich und sorgenfrei Herr seiner selbst, der das Morgen ohne Bangen erwartet. Wer [abends] sagen kann: "Ich habe gelebt", der erhebt sich täglich zu seinem Gewinn.
---
Es braucht Hoffnung, wenn man ohne Bangen den nächsten Tag erwarten möchte. Manchmal mögen es irgendwelche Dinge sein, die einem als Vorfreude gewisse Hoffnung bringen. Allerdings ist jeweiliges vorbei, dann kann die darauf gesetzte Hoffnung auch mal ins Gegenteil umschlagen, so dass man vielleicht etwas wehleidig dann wieder zurückschaut.

Die andere Hoffnung liegt in dem, dass man sich allgemein nützlich macht. Denn ist man nur unnütze (z.B. in dem man sich nur den genussvollen Dingen verschreibt), dann geht auch die Hoffnung verloren dadurch. So dass alles irgendwo seinen Sinn verliert und man sich nur noch fragt, wozu sollte man sich für dieses oder jenes überhaupt noch abmühen? Dabei liegt es nicht an diesem oder jenem, sondern darin, dass oft erst mit dem Unnützen man dahin gekommen ist, dass man die grundsätzliche Hoffnung nicht mehr vor sich hat. Sie ist mit den genussvollen Dingen einfach aufgeraucht worden.

Denn man kann mit den selben Dingen beschäftigt sein, und eine Erfüllung darin finden, oder auch nicht. Man kann mit den selben Dingen beschäftigt sein, und sie für sinnvoll erachten, oder sie nur als irgend eine Art von Notwendigkeit nur abwickeln. Und sich dann womöglich sagen, "endlich vorbei..". Mit entsprechender Hoffnung, kann man in allem einen Gewinn und Sinn finden. Ohne diese können selbst Heilige Dinge, als kummervoll betrachtet werden, obwohl sie es nicht sind.

Vieles kommt erst mit Verzug. D.h. während man vielleicht mit genussvollem zubringt, liegt der Genuss oft gar nicht in dem, was gerade getan wird, sondern er resultiert aus dem Nützlichen was man zuvor mal tat. Und während man etwas Nützliches tut, mögen erst die Nachwirkungen dessen da sein, was als Folge der Früchte des Genusses einem zukommt, so dass man im Nützlichen kaum einen Sinn erkennt, und es einem nur komisch alles erscheint.

Die Hoffnung stirbt zuletzt? Nein, die Hoffnung stirbt zuerst! Soweit Hoffnung da ist, wird man immer irgendwo mit Gewinn nach vorne sehen und einen Sinn in nahezu allem finden können. So auch zwischen den Übergängen zu einer anderen Schwelle. Kündet sich der Tod an, oder das Ende der Kindheit u.dgl., dann liegt die Hoffnung ja nicht in dem was vorbei ist, sondern dass man etwas anderer erwartet, sei es nur unbewusst. Und doch ist da irgend eine Hoffnung, die man irgendwo vor sich erblickt.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Von der kürze des Lebens - Seneca

Beitrag  Gast Sa Apr 20 2019, 11:23

Seneca: Von der kürze des Lebens [De brevitate vitae] 1

Die meisten Menschen, mein Paulinus, beklagen sich über die Missgunst der Natur, weil wir nur für eine kurze Zeitspanne auf die Welt kommen, weil die uns gegebene Frist so rasch, so eilig verfliegt, dass das Leben die Menschen, von nur wenigen Ausnahmen abgesehen, bereits verlässt, während sie sich noch darauf vorbereiten. Und über dies, wie man meint, allgemeine Unglück jammerte nicht nur die breite Masse und das unwissende Volk. Diese Stimmung rief auch die Klagen berühmter Männer hervor. Daher erklärt sich auch der Ausruf [des Hippokrates,] des größten aller Ärzte: "Kurz ist das Leben, lang ist die Kunst."

Aber wir haben keine kurze Zeitspanne, sondern viel davon vergeudet. Das Leben ist lang genug und zur Vollendung der bedeutendsten Taten reichlich bemessen, falls es nur insgesamt gut verwendet würde. Doch sobald es in Genusssucht und Nachlässigkeit zerfließt, sobald es für nichts Gutes eingesetzt wird, merken wir erst unter dem Zwang der letzten Notwendigkeit - vorher haben wir nicht erkannt, dass es dahinging -, es ist endgültig vergangen.
---
Viele die Bedeutendes geleistet haben, hatten dies in nur der halben Zeit vollbracht, die der üblichen Lebenszeit entspricht - und sind dann auch schon wieder gegangen. Daher ist wohl genügend Zeit da, wenn sie für das genutzt wird, wofür sie vorgesehen ist. Wenn man sie dafür nicht einsetzt, dann wird nie genug Zeit da sein.

Wenn man sich also irgendwo in zeitliche Bedingungen begibt, dann hat man i.d.R. sich etwas vorgenommen. Und i.d.R. hat man auch die Zeit so da, wie sie dafür benötigt wird. Vieles sind daher mehr nur Ausreden, dass man nicht gemäß seinem Vorhaben verfahren ist. Und würde man also weiter nur so verfahren, dann würde mehr Zeit daran auch nichts ändern.

Daher muss man sich bewusst die Zeit nehmen, für das, worauf es ankommt. Wenn man also daran geht, die Zeit nur mit irgendetwas totzuschlagen, kann man sich schon einmal fragen, ob es dem Vorhaben im größeren Sinne entspricht, wofür die Zeit bemessen wurde. Die Zeit ist also deswegen bemessen, damit so weniger Unnützes zusammenkommen kann.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Entlasse dich selbst in die Freiheit - Seneca

Beitrag  Gast Mo Apr 22 2019, 20:27

Seneca: Briefe an Lucius [Epistulae ad Lucilium] 1

Mache es so, mein Lucilius: Entlasse dich selbst in die Freiheit und sammle und bewahre die Zeit, die dir bisher geraubt oder heimlich gestohlen wurde oder einfach so entglitt. Sei überzeugt, es ist schon so, wie ich schreibe: Manche Zeiten werden uns entrissen, andere entzogen und wieder andere verrinnen. Doch am schimpflichsten ist der Verlust, der durch Nachlässigkeit verursacht wird. Und wenn du einmal genauer hinschaust: Ein großer Teil des Lebens entgleitet den Menschen, indem sie Verwerfliches tun, der größte, indem sie gar nichts tun, und das ganze Leben, indem sie etwas tun, was zu ihrer Person keinen Bezug hat. Wen kannst du mir zeigen, der in der Zeit einen Wert sieht, der den einzelnen Tag zu schätzen weiß, der begreift, dass er täglich stirbt? Darin nämlich täuschen wir uns, dass wir den Tod nur vor uns sehen: Ein großer Teil von ihm ist schon Vergangenheit. Alle Lebenszeit, die hinter uns liegt, gehört dem Tod.
---
Die größte Nachlässigkeit treibt ein jeder wider sich selbst. Auf alles was als außerhalb kommend gilt, wird so geachtet, als wäre es schnell verschwendete Zeit, sofern es einem nicht sogleich zugute gerechnet werden kann. Doch was man selber an Lebenszeit nur so vergeudet, darauf achtet nahezu keiner. Denn es wird als Gewinn angesehen, sofern man im eigenen Interesse handelt. Dabei ist das was man schon hat, selten ein Gewinn.

Bis zu einem gewissen Grad wird die eigne Seele zwar mit dem Subjektiven Eindruck beisteuern, wodurch einem aufgezeigt ist, was einem mehr oder was weniger entspricht. Allerdings, bei dem was einem als gewöhnlich erscheint, dem begegnet man meist auch mit der selben gewöhnlichen Gesinnung, ohne stärker auf Seelenimpulse noch zu achten.

Warum nur bedarf es oft irgendwelcher Schicksalsschläge, bevor jemand erwacht und plötzlich die Lebenszeit zu schätzen weiß? Die gesündere Einstellung dazu ist, anzunehmen, dass das Leben nicht einem allein gehört, und man es für alles mit-lebt, was dazu beitrug, dass man so leben darf, wie man kann. Dazu auch so, dass man alles tut, aus freien Stücken, nicht weil es zwingend erforderlich ist. Es mag zwar etwas erforderlich sein, dennoch behält man sich die Freiheit darin, dass man genauso auch sterben könnte oder ebenso in dem Moment tot sein könnte, ohne dieses also tun zu können.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Wer täglich seine Hand an sein Leben legt - Seneca

Beitrag  Gast Mo Apr 22 2019, 20:28

Seneca: Briefe an Lucius [Epistulae ad Lucilium] 101

Wir sollten uns innerlich so einstellen, als sei das Ende schon ganz nahe. Schieben wir nichts auf! Rechnen wir täglich mit dem Leben ab! Der größte Fehler des Lebens ist, dass es stets unvollendet bleibt, dass immer etwas hinausgezögert wird. Wer täglich letzte Hand an sein Leben legt, ist unabhängig von der Zeit. Doch aus der Zeitnot erwächst die Angst und das die Seele verzehrende Verlangen nach Zukunft.

Wenn ich jedoch alles, was ich mir schuldig war, geleistet habe, wenn ich, innerlich ganz gefestigt, weiß, dass es keinen Unterschied gibt zwischen einem Tag und einem Jahrhundert, dann schaue ich von oben auf alle noch kommenden Tage und Geschehnisse und denke mit heiterem Lächeln an den Strom der Zeit.

Darum, mein Lucilius, fang gleich an und betrachte jeden Tag als ein ganzes Leben! Wer sich so gerüstet hat, wer täglich ein erfülltes Dasein führt, der ist frei von Sorge. Den Menschen, die auf die Hoffnung hin leben, entgleitet die unmittelbare Gegenwart, Gier stellt sich ein und die erbärmlichste Furcht, die auch alles andere erbärmlich macht, die Furcht vor dem Tode.
---
Den größeren Überblick hat ja doch die Seele. So wie sie die Erfahrung aus vielen Leben einbezieht, ist ein einziges Leben dagegen doch nur zu vergänglich. Und schließlich weiß die Seele auch weit mehr, was sie bereits alles hinter sich hat, und was wovon noch gebraucht wird.

Man mag sich zwar ein Ideal leicht vorstellen, doch selten wird man so das Leben aufbauen können, dass es diesem entspricht. Einfach weil alles nicht genauso liegt, dass es einem möglich sei, und weil oft viel mehr mit den zugehörigen Dingen verbunden ist, als dass sich alles nur ums entsprechende Ideal anordnen würde. Und dann bleibt immer noch die Frage, ob das Ideal eher irgendwelchen Mehrheitswünschen entspringt, oder ob es tatsächlich dem entspricht, was zur eigenen Seelennatur gehört. Letztlich wird es sich daran ausmachen, wie glücklich man damit ist.

Es ist vergleichbar damit, dass man sich bei vielen anderen dasjenige anschaut, was man auch für sich selber wünscht oder gut fände, jedoch oft die Kehrseite davon übersieht. Oder eben dasjenige, was erforderlich war, um dahin zu gelangen. Es bleibt alles nicht nur bei den erwünschten Effekten. Umgekehrt, erst wenn man die unerwünschten Seiten davon mit der Zeit abgewickelt hat, ergibt sich auch das Erwünschte daraus. Und dann dennoch die Frage, ist man damit dann auch wirklich glücklich?

Oder ist es doch alles schon so, wie es sollte? Wie es jetzt einem entspricht, und sonst wäre alles nicht so, wie es ist? Entscheidend ist doch schließlich das, woran man täglich Hand an seinem Leben legt. Das was man kaum registriert, einfach weil es irgendwie dazu gehört. Und vielleicht ist es alles nur eine Frage dessen, mit welcher Einstellung man woran geht...

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Der Ruf des Todes - Seneca

Beitrag  Gast So Apr 28 2019, 00:12

Seneca: Briefe an Lucius [Epistulae ad Lucilium] 91

Der Tod hat einen schlechten Ruf. Niemand von denen, die gegen ihn Klage erheben, hat ihn erfahren. Aber es ist doch leichtfertig, etwas zu verurteilen, was man nicht kennt. Die hingegen weißt du: für wie viele er nützlich ist, wie viele er von Qualen befreit, von Not, Klagen, Martern und Lebensekel.
---
Hinsichtlich des Todes wird schnell an all die schönen Dinge gedacht, die man hätte ja machen können, wenn der Tod nicht wäre. Doch wenig wird der schlechten Dinge gedacht, was durch den Tod alles wem erspart bleiben mag.

So kann man wohl durchaus sagen, dass vielleicht manch Gutes sich nicht mehr ereignen kann. Doch mit größerer Gewissheit kann man sagen, dass vieles Schlechte sich nicht mehr ereignen kann. Denn so lange körperlicher Verfall eine Folge ist, ist größerer Leid gewiss, doch die guten Dinge, die sind nicht ebenso gewiss. Denn man braucht nicht unbedingt viel des Lebens, um sich das Gute zu Erfüllen, was man unbedingt wollte.

Es ist wohl besser mit Würde abzutreten, als diese selbst täglich zu Grabe zu tragen.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty An jedem Ort - Seneca

Beitrag  Gast So Apr 28 2019, 00:28

Seneca: Briefe an Lucius [Epistulae ad Lucilium] 49

Sag mir, bevor ich schlafen gehe:
"Es kann sein, dass du nicht mehr aufwachst."
Sag mir, wenn ich wieder aufgestanden bin:
"Es kann sein, dass du nicht mehr zum Schlafen kommst."
Sag mir, wenn ich das Haus verlasse:
"Es kann sein, dass du nicht zurückkommst."
Sag mir, wenn ich wiederkehre:
"Es kann sein, dass du nicht mehr ausgehst."

Du bist im Irrtum, wenn du denkst, bloß bei einer Seereise sei das Leben nur durch eine dünne Wand vom Tod getrennt: An jedem Ort ist der Abstand gleich gering. Nicht überall zeigt sich der Tod so nahe, aber überall ist er genauso nahe.
---
Vor dem Tod ist wohl niemand sicher. Nur im Tod selbst ist man sicher vor diesem. Und selbst der erleuchtete Meister, der den Tod überwand, überwand diesen dadurch, dass er alles bereitwillig sterben ließ, was sterben muss, und so in der Weise dem Tod bereits übergab. Noch bevor Tod danach verlangte.

An jedem Ort ist man nicht mehr oder weniger sicher, wenn die bestimmte Zeit gekommen ist. Je stärker man im Bunde mit der eignen Seele ist, umso eher wird man die Zeit kommen sehen und darauf vorbereitet sein. Immerhin ist es ja eine Entscheidung der Seele, wann sie welches Gewandt ablegt.

Uns allen ist also eine Zeit zu gehen bestimmt. Mögen wir alle also in freudiger Erwartung dessen sein, statt in kummervoller Sorge. Sobald die Zeit bestimmt ist, um an einen anderen Ort zu gehen.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Der Geschmack des Lebens - Seneca

Beitrag  Gast So Apr 28 2019, 20:21

Seneca: Briefe an Lucius [Epistulae ad Lucilium] 77

Du Unglücklicher, du bist Sklave von Menschen, Sklave von Dingen, Sklave des Lebens; denn das Leben ist, wenn die rechte Einstellung zum Sterben fehlt, nichts als Sklaverei. Oder hast du noch etwas, das du dir erhoffst? Gerade die Genüsse, die dich zögern lassen und zurückhalten, hast du ausgekostet; keiner ist dir neu, keiner ist dir nicht bereits widerwärtig infolge deiner Übersättigung. Du weißt, wie Wein schmeckt und wie Met. Es ist völlig belanglos, ob 100 oder 1000 Amphoren durch deine Blase laufen. Du bist ein Filter. Den Geschmack der Auster, den Geschmack der Meerbarbe kennst du bestens: Nichts hat deine Genusssucht ausgelassen und dir für künftige Jahre aufgehoben. Und doch ist es gerade dies, wovon du dich so ungern losreißt. Gibt es noch etwas anderes, dessen Verlust dich schmerzen könnte? Freunde? Verstehst du dich denn darauf, ein Freund zu sein?

Die Sonne? Die würdest du, falls du es könntest, auslöschen; denn hast du je etwas getan, was ihres Lichtes würdig wäre?

"Aber ich", sagt einer, "ich will leben, weil ich viel Ehrenwertes tue; nur widerwillig gebe ich die Pflichten des Lebens auf, denen ich so zuverlässig und fleißig nachkomme." Wie denn? Du weißt nicht, dass zu den Pflichten des Lebens auch das Sterben gehört? Du entziehst dich keiner Pflicht. Es ist keine bestimmte Zahl festgelegt, die du erfüllen musst.

Wie im Theater, so im Leben: Es kommt nicht darauf an, wie lange, sondern wie gut die Aufführung ist. Es ist völlig unwichtig, wann man aufhört. Wo immer du willst, da mach Schluss. Nur setze ein gutes Ende.
---
Wenn man bedenkt, dass mit höchstens etwa 100 Jahren ein Leben auf Erden vorbei ist, was kann da ein einzelnes Leben schon nennenswertes verrichten? Anderwärts, wo man vielleicht 1.000-4.000 Jahre alt werden mag, ist man mit 100 Jahren womöglich gerade erst erwachsen und hat das lebensnotwendige erlernt. Vergleichsweise dazu, kann man auf Erden also in der Zeit gerade mal das Sterben erlernen.

Für viele Dinge bleibt also auf Erden keine Zeit. Es bleibt eher nur die Zeit, um das Sterben zu lernen, anstatt zu lernen, wie man wirklich lebt. Kann man es daher vielen verübeln, dass sie nur das leben und so leben, was sie es erlernt haben?

Die schönsten Dinge gehen am schnellsten vorüber, sobald man einen Geschmack an ihnen entwickelt hat. Verhält sich mit dem Leben nicht viel anders. Erfüllend ist das Leben dann, wenn man sein Inneres mit dem Äußeren halbwegs in Einklang bringt. Denn die Fülle des äußeren Lebens, bildet das, was in uns steckt.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Die Kunst zu Leben - Seneca

Beitrag  Gast So Apr 28 2019, 20:34

Seneca: Briefe an Lucius [Epistulae ad Lucilium] 61

Wir müssen uns eher auf den Tod als auf das Leben vorbereiten. Das Dasein ist mit allem reichlich versehen, doch uns verlangt es nach weiteren Möglichkeiten zum Leben. Wir haben den Eindruck, als fehle uns etwas, und werden immer diesen Eindruck haben. Doch für ein ausreichend langes Leben sorgen weder Jahre noch Tage, sondern die innere Einstellung. Ich habe, liebster Lucius, genug gelebt; satt und zufrieden sehe ich dem Tod entgegen.
---
Man kann also ein reichhaltiges Leben führen, mit allem was dazu gehört, und doch vielleicht nur ganz oberflächlich. Nichts davon bleibt am Ende womöglich in uns, wenn wir es nur vergehen lassen. Erst unser Innerstes trägt das erforderliche Bewusstsein dazu bei, um alles irgendwo wertschätzen zu können. Letztlich damit dieses auch in uns zu beleben, so dass es uns also im Speicher seelischer Erinnerung verbleibt. Damit es nicht nur mit den äußeren Dingen an und für sich nur vergeht.

Was zählen also mehr oder weniger Jahre, wenn man sie nicht bewusst (er)lebt?

Die Kunst zu Leben ist wohl durchaus die, so zu leben, als könnte jeder Tag der letzte sein. Mit fast allem anderen macht man sich nämlich nur etwas vor. Man betört sich damit, dass alles nur so weitergeht, wie man es bisher gekannt hat. Und setzt voraus, dass alles so weiter geht. Um dann mit Bedauern festzustellen, wenn sich plötzlich etwas verändert hat, womit man so nicht gerechnet hatte.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Gefällt dir das Leben? - Seneca

Beitrag  Gast Mi Mai 01 2019, 17:41

Seneca: Briefe an Lucius [Epistulae ad Lucilium] 70

Das Leben darf, wie du weißt, nicht immer festgehalten werden. Denn zu leben ist noch kein Gut, sondern erst: gut zu leben.

Doch wirst du sogar Lehrer der Philosophen finden, die bestreiten, dass man seinem Leben Gewalt antun dürfte, und die es für einen Frevel halten, sich eigenhändig zu töten: Man habe auf das Ende zu warten, das die Natur einem bestimmt hat. Wer so redet, sieht nicht, dass er sich den Weg in die Freiheit versperrt: Nichts hat das ewige Gesetz so gut eingerichtet wie die Tatsache, dass es allen zwar nur eine einzige Möglichkeit, ins Leben einzutreten, gegeben hat, aber viele Möglichkeiten, es zu verlassen. Soll ich die Grausamkeit einer Krankheit oder eines Menschen abwarten, obwohl ich einen Ausweg mitten durch die Folterungen habe und alles Unglück abschütteln kann? Aus einem einzigen Grund können wir uns über das Leben nicht beklagen: Es hält niemanden fest. Um die menschlichen Angelegenheiten ist es gut bestellt, weil jeder nur aus eigener Schuld unglücklich ist. Gefällt dir das Leben? Dann lebe! Gefällt es dir nicht? Du darfst dahin zurückkehren, von wo du gekommen bist.
---
Fast immer weiß man viele Dinge erst wirklich zu schätzen, wenn man sie nicht mehr hat. Manches von kann natürlich darin liegen, dass man überflutet wird von allerlei Kräften, bis zur leichten Verblendung hin, so dass man gar nicht erst wirklich in dem Moment alles registriert, in welchem sich etwas vollzieht.

Man sollte lernen zu empfangen, statt nur neben den Dingen her zu leben. Nur so erkennt man die Fülle, wie sie vor sich geht, so lange man noch einen aktiven Teil daran hat.

Die Toten unterscheiden sich darin von den Lebenden, dass sie keinen aktiven Anteil mehr haben. Sie können vielleicht noch besser in alles Einsicht nehmen, doch kaum etwas davon können sie beeinflussen. Denn sie hatten ihre gegebene Lebenszeit dazu gehabt. Und es war alles nur eine Frage dessen, wie sie diese zu nutzen wussten.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Weiß man das Leben zu schätzen? - Seneca

Beitrag  Gast Sa Mai 11 2019, 11:49

Seneca: Briefe an Lucius [Epistulae ad Lucilium] 42

Schau dich nur um und betrachte die Dinge, die uns in den Wahnsinn treiben und deren Verlust wir tränenreich beweinen. Du wirst dir bewusst werden, dass nicht der Schaden schlimm ist, sondern bloß die Vorstellung vom Schaden. Niemand merkt wirklich etwas vom Verlust dieser Dinge, aber er bildet ihn sich ein. Wer sich hat, hat nichts verloren. Doch wie wenigen gelingt es, sich selbst zu besitzen?
---
Zum wertvollsten gehört wohl die Lebenszeit. Möchte man etwa hinterher bedauern, wie wenig man sein Leben für das Lebenswerte genutzt hat? Und wie wenig man wirklich gelebt hat?

Dabei bildet die lebenswerten Dinge nicht ein wilder Aktionismus, sondern wie weit man sich bewusst die Zeit für alles genommen hat. Um wirklich mit Leib uns Seele dabei zu sein. Zunächst völlig unabhängig dessen, wer sich in welchen Lebensumständen befindet.

Man kann nicht wirklich etwas kaufen, was einen Wert hat. Den Wert zu allem bildet man in sich selbst aus. Also kann man nur dies kaufen, was einem mehr oder weniger entspricht. Weiß man die Dinge nicht zu würden, dann hat man damit nur seine eigene Billigkeit gekauft, egal wie teuer etwas war. Es hat also nicht notwendig den Wert des Geldes, sondern den Wert des Besitzers zunächst angenommen. Wenn man sich Neureiche anschaut, die plötzlich zu Vermögen kamen und sich mit den teuersten Gütern auf die schnelle umgeben haben, dann verlieren diese Güter an Wert. Sie nehmen die Ausstrahlung der Besitzer an, doch verblassen sodann. Es fehlt die Ausstrahlung und Würde darin.

Im Zweifelsfalle zählt das Leben selbst immer mehr. Und weiß man es wirklich zu schätzen? Oder ist es wie mit vielen Dingen, dass man erst etwas zu schätzen weiß, nachdem es nicht mehr selbstverständlich da ist? Doch liegt womöglich alles nur an der Selbstverständlichkeit, die einem den bewussten Umgang damit beeinträchtigt?

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Lerne, dich zu freuen! - Seneca

Beitrag  Gast Di Mai 14 2019, 09:57

Seneca: Briefe an Lucius [Epistulae ad Lucilium] 23

Lerne, dich zu freuen! Denkst du denn, ich brächte dich um viele Genüsse, wenn ich dir die Zufallsgaben nehme, wenn ich meine, man müsse die Hoffnungen, diese ach so süßen Zerstreuungen, aufgeben? Ganz im Gegenteil: Ich will, dass es dir niemals an der Freude fehle. Ich will, dass sie dir zu Hause erwächst; das tut sie, vorausgesetzt, sie hat ihre Quelle in dir selbst.

Die sonstigen heiteren Empfindungen füllen das Herz nicht aus; sie glätten die Stirn, sie sind belanglos, es sei denn, du bist der Ansicht, jemand, der lache, freue sich bereits: Der Geist muss munter sein, zuversichtlich und über alles erhaben. Glaube mir, wahre Freude ist eine ernste Sache...

Die Dinge, an denen die Masse ihren Spaß hat, bieten nur ein seichtes, oberflächliches Vergnügen, und jede Freude, die nicht von Herzen kommt, entbehrt der Grundlage. Die Freude, von der ich spreche und zu der ich dich versuche hinzuführen, die Freude ist solide und dringt tiefer ins Innere.
---
Ein seichtes Gemüt lässt sich leicht mit Seichtigkeit begnügen. Doch gerät es in etwas hinein, was Tiefe hat, so kommt es da nicht mehr so leicht hinaus. Ähnlich leicht kann sich jemand leicht sehr großspurig geben, allerdings nur so lange, wie ihn die Empfindung der Tiefe dazu nach nicht erreicht.

Die größere Leistung ist immer die, es auch wirklich zu empfinden und zu empfangen. Darin findet jeder schnell die Grenzen seiner Möglichkeiten wieder. Entweder, weil alles dann doch nicht nur so banal und schlicht von der Hand geht, oder, weil man doch nicht wirklich einen umfassenden Bezug herzustellen in der Lage ist, und daher auch nicht wirklich das empfängt, womit jeweiliges zusammenhängt.

So ist es auch mit der Freude. Eine vollumfängliche Freude ist etwas anderes, als nur über etwas mal lachen zu können. Allerdings muss die Freude etwas vorfinden, worin sie tiefgehend einziehen kann, um dann wieder auszubrechen und auszustrahlen. Damit es nicht bloß bei einer kurzen Gemütsregung verbleibt.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Was ist Glück? - Seneca

Beitrag  Gast Di Mai 14 2019, 09:57

Seneca: Briefe an Lucius [Epistulae ad Lucilium] 42

Was ist Glück?

Sorglosigkeit und beständiger Seelenfrieden.

Wie gelangt man zu diesem Ziel?

Wenn man die Wahrheit ganz durschaut hat; wenn man bei seinen Handlungen Ordnung, Maß und Anstand wahrt, eine lautere und gütige Gesinnung an den Tag legt, die sich an der Vernunft orientiert und niemals von ihr abweicht, eine Gesinnung, die zugleich liebenswert ist und bewunderungswürdig.
---
Für gewöhnlich wollen alle irgendwo gut sein, einfach schon allein deswegen, weil es einem damit doch letztlich am besten geht. Allerdings wird zu oft erwartet, dass alles sofort vom Umfeld in irgend einer Weise belohnt werden möge. Darüber hinaus lässt sonst die Begeisterung schnell mal nach. Denn wozu sollte man sich mühen, wenn es doch keiner sieht?

Das man sein Leben vor sich selbst auch webt und die Seele in einem beständig lebt, wird oft nur wenig anerkannt, vielleicht weil es vielen unbekannt. Zwar reicht es noch bis zur Annahme, es würde irgendwo die Seele in einem sein, doch viel mehr wird daraus auch nicht gemacht. Es reicht meist nicht und gelangt auch selten zur bewussten Tatsache.

Doch kann es größeres Glück geben, als selbst die Seele zu sein und dieser gemäß zu leben? In der vollen Bandbreite eigener Empfindungsmöglichkeiten? Alles zu empfangen, was mit einem selbst zu tun hat. Für alles gerade zu stehen, was immer man getan hat und tut. Mutig für die eigene Seele einzustehen, was immer erforderlich ist.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Glaubensstand - Seneca

Beitrag  Gast Fr Mai 31 2019, 12:23

Seneca: Briefe an Lucius [Epistulae ad Lucilium] 116

An dieser Stelle wirst du mir die Vorwürfe entgegenhalten, die man allgemein gegen die Stoiker vorbringt: "Ihr macht zu große Versprechungen, ihr stellt zu harte Forderungen. Wir sind doch nur schwache Menschen; wir können uns nicht alles versagen. Wir wollen trauern, wenn auch nicht lange. Wir wollen begehrlich sein, wenn auch in Maßen. Wir wollen Zorn empfinden, wenn auch nicht lange. Wir wollen begehrlich sein, wenn auch in Maßen. Wir wollen Zorn empfinden, doch uns auch wieder versöhnen lassen."

Weißt du, warum wir das alles nicht können? Weil wir nicht daran glauben, dass wir es können. Es geht nämlich, beim Hercules, in Wirklichkeit um etwas ganz anderes: Wir verteidigen unsere Fehler, weil wir sie lieben, und entschuldigen sie lieber, als dass wir sie abstellen. Die Natur hat dem Menschen genügend Stärke gegeben, wir müssen sie nur einsetzen, unsere Kräfte bündeln und sie alle für uns, keinesfalls gegen uns verwenden. Wir wollen nicht, das ist der Grund, dass wir nicht können, ist bloß ein Vorwand.
---
Wir könnten, wenn wir nur wollten. Das ist meistens ja so. Hat man erstmal angefangen, in irgend einer Richtung, dann stellt sich vieles passend dazu ein. Dazu bedarf es nicht einmal des Glaubens.

Allerdings lohnt es sich, den Glaubensstand regelmäßig zu überprüfen. Und allem, was uns als Ausrede dient, den Glauben entziehen. Diesen lieber auf leicht überzogenen Grundsätze richten, als erst gar nicht aufzustehen [sinngemäß].

Hat man im 4.ten Naturreich alles geordnet, dann kann man sich auch besser dem 5.ten Naturreich zuwenden.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Gangart - Seneca

Beitrag  Gast Fr Mai 31 2019, 12:24

Seneca: Von der Unerschütterlichkeit des Weisen [De Constantia Sapientis] 5

Der Weise wird nichts verlieren, dessen Verlust er empfinden könnte. Sein einziger Besitz ist nämlich die sittliche Vollkommenheit, die ihm niemals entrissen werden kann. Alles andere betrachtet er als geliehen: Wer aber leidet unter dem Verlust von Dingen, die ihm nicht gehören?
---
Wie wenig es doch ist [im Äußeren] was uns wirklich gehört. Nämlich nur immer so viel, wie wir mit uns nehmen und tragen können.

Wie viel es doch ist (nämlich grenzenlos), was wir in uns entwickeln können. Es hat zwar den Stoff der Beschaffenheit entsprechender Ebene nach, und daher ist nicht alles ewiger Natur - und mit manchem ist es auch gut so. Dennoch hat es seine Aufhängung [Erzeugung] der Art nach, und diese kann auch bis zur gewissen Ewigkeit hinlangen.

Die Sache ist bloß die, wenn man soweit ist, dass man sich um irgend einen Verlust der einen umgebenden Dinge nicht mehr weiter sorgt, sollte man diesen gegenüber zu keiner Gleichgültigkeit übergehen. Denn nur weil einem selber die Dinge nicht mehr viel bedeuten, bedeutet es nicht, dass wir selber für die Dinge bedeutungslos werden. Es bleibt dann dabei, was wir für einen energetischen Abdruck hinterlassen, im Umgang mit allem.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Schöpfer des ehrwürdigen Gedankenguts - Seneca

Beitrag  Gast Do Jun 13 2019, 16:13

Seneca: Das Leben ist kurz [De brevitate vitae] 14

Nur die allein leben in Muße, die ihre Zeit der Weisheit widmen: Sie allein leben. Sie hüten nämlich nicht nur ihre eigene Lebenszeit gut, sie fügen ihr auch noch jede Zeitepoche hinzu. Alle Jahre, die vor ihnen gelebt wurden, haben sie für sich gewonnen. Wenn wir nicht ganz und gar undankbar sind, dann sind doch all die berühmten Schöpfer des ehrwürdigen Gedankenguts für uns geboren, haben uns den Weg zum rechten Leben gebahnt. Zum Edelsten und Schönsten, das durch die Mühe anderer aus der Finsternis ans Licht gebracht wurde, werden wir hingeführt. Kein Zeitalter ist und verschlossen, zu allen haben wir Zutritt, und wenn wir hochgemut die Schranken menschlicher Schwäche überschreiten wollen, dann tut sich großer Zeitraum auf, den wir durchwandern können.
---
Es bleibt nicht außeracht zu lassen, was alles bereits ersonnen wurde. Vielleicht mag es nicht in jeder Hinsicht ein hohes Niveau sein, dennoch gibt es kaum etwas, wo man gänzlich bei null anfangen müsste. Zum glück weiß man nicht um alle Dinge, die es alternativ geben könnte, und die besser wären. Allerdings gibt es nichts, was nicht irgendwer zuerst ersonnen hätte. Schlimm wäre es, wenn es die bestimmten Leuchten der damaligen Gegenwart nicht gegeben hätte, die unsere Gegenwart immer noch zum besseren machen, obwohl ihre eigene Epoche längst vorüber ist.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Das Naheliegende und Fernere - Seneca

Beitrag  Gast So Jun 16 2019, 23:08

Seneca: Das Leben ist kurz [De brevitate vitae] 15

Ehrentitel, Denkmäler und was sonst die Ehrsucht durch Beschlüsse verordnet oder durch Bauwerke errichtet hat, das stürzt schnell wieder ein, alles zerstört und vernichtet die Länge der Zeit. Was aber die Weisheit geheiligt hat, das kann keinen Schaden erleiden. Kein Zeitalter wird es vernichten, keines mindern. Die folgende und auch jegliche noch ferne Zeit wird etwas zur Verehrung beitragen, denn der Neid zielt nur auf das Naheliegende, während wir das Fernere unvoreingenommen bewundern.
---
Tatsächlich ist es oft so, dass diejenigen die in kein direktes Verhältnis gesetzt werden können und einer anderen Zeitepoche angehören, unvoreingenommen bewundert werden. Jedoch diejenigen, die sich unter uns vorfinden, eher beneidet werden oder zu Rivalen erklärt.

Sicher kann man anführen, dass die Lebenden auch irgendeine Art von Körperlichkeit auf verschiedenen Ebenen einbringen [und somit auch Raum einnehmen und beanspruchen], während es bei denen im Jenseits nur noch zarte Seelenempfindungen sind. So dass allerlei Körperlichkeit davon weitestgehend unbeeinflusst bleibt. Was auch erklärt, warum die wenigsten einen Kontakt zwischen dem Diesseits und Jenseits herstellen können. Es geht alles ein wenig aneinander vorbei. Es erfordert also von den sogenannten Lebenden zunächst, dass sie von der Seele her agieren. Denn noch viel weniger von denen im Jenseits, sind in der Lage einen Körper zu manifestieren.

Allerdings nutzt es denen nichts mehr, welche umgebracht wurden, wenn man ihnen danach Denkmäler aufstellt. Das Göttliche gehört verehrt, weniger das Sterbliche. Dennoch ein achtungsvoller Umgang ist durchaus angebracht und sollte kaum zu viel verlangt sein, auch beim Naheliegenden.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Das Leben des Weisen - Seneca

Beitrag  Gast So Jun 16 2019, 23:09

Seneca: Das Leben ist kurz [De brevitate vitae] 15

Das Leben des Weisen erstreckt sich also über einen weiten Raum, ihn schließen nicht die gleichen Grenzen ein wie die übrigen Menschen. Er allein ist frei von den Zwängen der menschlichen Natur. Alle Jahrhunderte dienen ihm wie einem Gott. Ist eine Zeit für ihn vergangen, dann hält er sie in der Erinnerung fest. Ist sie gegenwärtig, nutzt er sie. Wird sie kommen, dann nimmt er sie vorweg. Sein Leben wird dadurch lang, dass er alle Zeiten in eine einzige zusammenfasst.
---
Der Weisheit sind tatsächlich keine Grenzen gesetzt. Es spielt auf die meisten Dinge bezogen nicht einmal eine Rolle, aus welcher Zeitepoche die jeweils zugehörige Weisheit stammt. Einer der in der Weisheit aufgeht, der geht in der zeitlosen Weisheit auf. Das größte Denkmal ist der Weise dadurch selbst.

Im Denkmal geht nur das Vergängliche auf, und keine Weisheit, auch kein Weiser. Somit sucht sich ein Weiser sicherlich kein steinernes Denkmal zu setzen. Doch die Weisheit, die er einbringt und woran er andere Teilhaben lässt, das ist sein Denkmal.

Letztlich ist es oft eine Frage der Bestimmung. Und oft geht etwas erst richtig auf, nachdem der Verursacher weitergegangen ist, bis erkannt wird, mit welcher Tragweite etwas einhergeht.

Gast
Gast


Nach oben Nach unten

Seneca Empty Re: Seneca

Beitrag  Gesponserte Inhalte


Gesponserte Inhalte


Nach oben Nach unten

Nach oben

- Ähnliche Themen

 
Befugnisse in diesem Forum
Sie können in diesem Forum nicht antworten